BGH, Urteil v. 18. April 2012 - XII ZR 65/10
Leitsätze
a) Beim Unterhaltsanspruch wegen Betreuung von Kindern ab der Altersgrenze von drei Jahren ist zunächst der individuelle Umstand zu prüfen, ob und in welchem Umfang die Kindesbetreuung auf andere Weise gesichert ist oder gesichert werden könnte (im Anschluss an Senatsurteil BGHZ 180, 170 = FamRZ 2009, 770).
b) An die für eine Verlängerung des Betreuungsunterhalts insbesondere aus kindbezogenen Gründen erforderlichen Darlegungen (hier: bei drei minderjährigen Kindern und von der Unterhaltsberechtigten zu leistenden Fahrdiensten an den Nachmittagen) sind keine überzogenen Anforderungen zu stellen (im Anschluss an Senatsurteil vom 15. Juni 2011 - XII ZR 94/09 - FamRZ 2011, 1375).
c) Zur Beurteilung einer überobligationsmäßigen Belastung im Rahmen der Verlängerung des Betreuungsunterhalts ist auch der Aspekt einer gerechten Lastenverteilung zwischen unterhaltsberechtig-tem und unterhaltspflichtigem Elternteil zu berücksichtigen (im Anschluss an Senatsurteile BGHZ 180, 170 = FamRZ 2009, 770; BGHZ 177, 272 = FamRZ 2008, 1739 und vom 21. April 2010 - XII ZR 134/08 - FamRZ 2010, 1050).
d) Hat der Unterhaltspflichtige nach dem - unterhaltsrechtlich nicht vorwerfbaren - Verlust seines Arbeitsplatzes eine Abfindung erhalten und hat er im Anschluss daran eine neue Arbeitsstelle mit dauerhaft geringerem Einkommen gefunden, so ist die Abfindung bis zur Höchstgrenze des Bedarfs aufgrund des früheren Einkommens grundsätzlich für den Unterhalt zu verwenden (im Anschluss an Senatsurteile BGHZ 172, 22 = FamRZ 2007, 983 und vom 2. Juni 2010 - XII ZR 138/08 - FamRZ 2010, 1311; teilweise Aufgabe von Senatsurteil BGHZ 153, 358 = FamRZ 2003, 590).
e) Ob eine Aufstockung bis zum bisherigen Einkommen geboten ist und der bisherige Lebensstandard vollständig aufrechterhalten werden muss, beurteilt sich nach den Umständen des Einzelfalls unter Berücksichtigung der beiderseitigen Interessen, insbesondere auch nach der vom Unterhaltspflich-tigen zu erwartenden weiteren Einkommensentwicklung.
BGH, Urteil vom 18. April 2012 - XII ZR 65/10 - OLG Schleswig
AG Bad Segeberg
Zur Erwerbsobliegenheit nach § 1570 BGB (Zitat)
" a) Nach der seit Inkrafttreten des Unterhaltsrechtsänderungsgesetzes vom 21. Dezember 2007 am 1. Januar 2008 ergangenen Rechtsprechung des Senats (seit BGHZ 180, 170 = FamRZ 2009, 770) bestimmt sich die Erwerbsobliegenheit des kinderbetreuenden Ehegatten im Rahmen von § 1570 BGB nach den folgenden Grundsätzen:
aa) Im Rahmen der Billigkeitsentscheidung über eine
Verlängerung des Betreuungsunterhalts über das vollendete dritte
Lebensjahr hinaus aus kindbezogenen Gründen nach § 1570 Abs. 1 Satz
2 und 3 BGB kann sich der betreuende Elternteil nicht mehr auf die
Notwendigkeit einer persönlichen Betreuung des Kindes berufen, wenn
und soweit das Kind eine kindgerechte Betreuungseinrichtung besucht
oder unter Berücksichtigung der individuellen Verhältnisse besuchen
könnte. Dem stehen verfassungsrechtliche Gründe nicht entgegen. Ein
nur bis zum Alter von drei Jahren begrenzter Vorrang der
persönlichen Betreuung durch einen Elternteil verletzt insbesondere
nicht das Elternrecht des betreuenden Elternteils (vgl. BVerfG
FamRZ 2007, 965 Rn. 72 f.; BT-Drucks. 16/6980 S. 8 f.; Senatsurteil
BGHZ 180, 170 = FamRZ 2009, 770 Rn. 24; Dose FPR 2012, 129, 130; aA
OLG Frankfurt a.M. FamRZ 2010, 1449). Auch aus allgemeinen
Erwägungen des Kindeswohls (vgl. etwa Becker-Stoll FamRZ 2010, 77,
80) ergibt sich nichts anderes. Insoweit hat der Gesetzgeber von
der ihm im Hinblick auf das Kindeswohl zustehenden
Einschätzungsprärogative Gebrauch gemacht und in Anlehnung an die
vor der Unterhaltsreform nur für nichteheliche Kinder geltende
Regelung einen Vorrang der persönlichen Betreuung nur bis zur
Vollendung des dritten Lebensjahres festgelegt. Damit hat er
insbesondere die ihm vom Bundesverfassungsgericht (BVerfG FamRZ
2007, 965 Rn. 75) aufgegebene Gleichbehandlung von ehelich und
nichtehelich geborenen Kindern im Hinblick auf eine Gewährung des
Betreuungsunterhalts im Kindesinteresse umgesetzt. Da sich die
Regelung in § 1570 BGB auf Kinder aus Scheidungsfamilien bezieht,
kann aus der Tatsache, dass die betroffenen Kinder unter der
Elterntrennung regelmäßig leiden, für sich genommen noch nicht ohne
weiteres hergeleitet werden, dass bestehende
Betreuungsmöglichkeiten nicht oder nur eingeschränkt in Anspruch
genommen werden müssten. Einschränkungen ergeben sich hier nur
dann, wenn das Kind unter der Trennung "besonders leidet und daher
der persönlichen Betreuung durch einen Elternteil bedarf"
(BT-Drucks. 16/6890 S. 9), was als kindbezogener Grund im
Einzelfall vom unterhaltsberechtigten Elternteil darzulegen und
ggf. zu beweisen ist. Im Unterhaltsverfahren ist demnach zunächst
der individuelle Umstand zu prüfen, ob und in welchem Umfang die
Kindesbetreuung auf andere Weise gesichert ist oder gesichert
werden könnte (Senatsurteil BGHZ 180, 170 = FamRZ 2009, 770 Rn.
27). Ein Altersphasenmodell, das bei der Frage der Verlängerung des
Betreuungsunterhalts aus kindbezogenen Gründen allein auf das Alter
des Kindes abstellt, wird diesen Anforderungen nicht gerecht
(ständige Senatsrechtsprechung, vgl. Senatsurteile BGHZ 180, 170 =
FamRZ 2009, 770 Rn. 28 und vom 15. Juni 2011 - XII ZR 94/09 - FamRZ
2011, 1375 Rn. 22). Auf das Alter des Kindes kommt es demnach nur
an, soweit eine anderweitige Be-treuung des Kindes nicht zur
Verfügung steht und die Berufstätigkeit des betreuenden Elternteils
davon abhängt, dass das Kind - vorübergehend - auch ohne Aufsicht
bleiben kann. Schließlich ist - insbesondere zur Überbrückung von
Betreuungsengpässen - grundsätzlich auch ein dem Kindeswohl nicht
widersprechendes ernsthaftes und verlässliches Betreuungsangebot
des Unterhaltspflichtigen wahrzunehmen (Senatsurteile vom 1. Juni
2011 - XII ZR 45/09 - FamRZ 2011, 1209 Rn. 24 und vom 15. September
2010 - XII ZR 20/09 - FamRZ 2010, 1880 Rn. 28).
bb) Der Unterhaltsberechtigte trägt die Darlegungs- und Beweislast für die Voraussetzungen einer Verlängerung des Betreuungsunterhalts über die Dauer von drei Jahren hinaus. Er hat also zunächst darzulegen und zu beweisen, dass keine kindgerechte Einrichtung für die Betreuung des gemeinsamen Kindes zur Verfügung steht oder dass aus besonderen Gründen eine persönliche Betreuung erforderlich ist. Auch Umstände, die aus elternbezogenen Gründen zu einer eingeschränkten Erwerbspflicht und damit zur Verlängerung des Betreuungsunterhalts führen können, hat der Unterhaltsberechtigte darzulegen und zu beweisen (Senatsurteile vom 17. Juni 2009 - XII ZR 102/08 - FamRZ 2009, 1391, 1393 mwN; BGHZ 177, 272, 304 = FamRZ 2008, 1739, 1748; vom 13. Januar 2010 - XII ZR 123/08 - FamRZ 2010, 444; vom 16. Dezember 2009 - XII ZR 50/08 - FamRZ 2010, 357 und vom 21. April 2010 - XII ZR 134/08 - FamRZ 2010, 1050 Rn. 35). Insbesondere an die Darlegung kindbezogener Gründe sind nach der Senatsrechtsprechung keine überzogenen Anforderungen zu stellen (Senatsurteil vom 15. Juni 2011 - XII ZR 94/09 - FamRZ 2011, 1375; anders zu Unrecht Löhnig/Preisner FamRZ 2011, 1537). Dabei sind auch besondere Bedürfnisse des Kindes, die etwa sportliche, musische oder andere Beschäftigungen betreffen, zu beachten. Sofern diese vom Kind nicht selbständig wahrgenommen werden können, sind vom Unterhaltsberechtigten etwa zu erbringende Fahr- und Betreuungsleistungen in Rechnung zu stellen. Die gesetzliche Regelung bietet außerdem Raum für die Berücksichtigung schulischer Anforderungen an die Mitarbeit der Eltern (etwa Hausaufgabenbetreuung, Klassenpflegschaft usw.), deren Notwendigkeit und Üblichkeit vom Unterhaltsberechtigten konkret vorzutragen sind. Bei der Frage, ob die Aktivitäten unverändert fortgesetzt werden können, ist im Ausgangspunkt darauf abzustellen, in welcher Form diese vom Kind und den Eltern schon zur Zeit des Zusammenlebens der Familie durchgeführt wurden. Dies wird allerdings dadurch begrenzt, dass die vom El-ternteil zu erbringenden Betreuungsleistungen und sonstigen Tätigkeiten nicht außer Verhältnis zu der dadurch gehinderten Erwerbstätigkeit stehen dürfen. Gegebenenfalls ist vom betreuenden Elternteil (und vom Kind) in Kauf zu nehmen, dass die Abläufe abweichend organisiert oder Aktivitäten teilweise eingeschränkt werden, damit sie mit einer Erwerbstätigkeit des Elternteils in Einklang gebracht werden können.
cc) Steht der Umfang einer - möglichen - anderweitigen
Kinderbetreuung fest, ist zu berücksichtigen, wie eine ausgeübte
oder mögliche Erwerbstätigkeit mit den Zeiten der Kinderbetreuung
(einschließlich der Fahrzeiten) vereinbar ist und in welchem Umfang
dem Unterhaltsberechtigten in dem dadurch vorgege-benen zeitlichen
Rahmen eine Erwerbstätigkeit zumutbar ist. Daraus können sich
insbesondere bei mehreren Kindern Einschränkungen ergeben. Auch ist
die Eigenart der jeweiligen Erwerbstätigkeit zu berücksichtigen,
wenn es sich hierbei etwa um Schichtarbeit handelt oder diese sich
ansonsten mit den Zeiten der Kinderbetreuung nur teilweise
überschneidet. Inwiefern in diesen Fällen etwa die Hilfe Dritter,
z.B. der Großeltern, in Anspruch genommen werden kann, ist
schließlich im jeweiligen Einzelfall zu beurteilen und bei
freiwilligen Betreuungsleistungen durch einen an
Billigkeitskriterien orientierten Abzug vom Einkommen des
Unterhaltsberechtigten zu berücksichtigen (zur überobligatorischen
Tätigkeit vgl.
Senatsurteil vom 21. April 2010 - XII ZR 134/08 - FamRZ 2010,
1050 Rn. 36 f. mwN; zur Berücksichtigung von Betreuungskosten vgl.
Senatsurteil vom 26. November 2008 - XII ZR 65/07 - FamRZ 2009,
962).
dd) Wenn der - zeitliche - Umfang einer möglichen Erwerbstätigkeit feststeht, verlangt die gesetzliche Neuregelung auch bei gegebener Erwerbsmöglichkeit keinen abrupten Wechsel von der elterlichen Betreuung zu einer Vollzeiterwerbstätigkeit (vgl. auch BT-Drucks. 16/6980 S. 9). Nach Maßgabe der im Gesetz genannten kindbezogenen (§ 1570 Abs. 1 Satz 3 BGB) und elternbezogenen (§ 1570 Abs. 2 BGB) Gründe ist vielmehr ein gestufter Übergang bis hin zu einer Vollzeiterwerbstätigkeit möglich (Senatsurteile vom 17. Juni 2009 - XII ZR 102/08 - FamRZ 2009, 1391 Rn. 19 ff. und vom 30. März 2011 - XII ZR 3/09 - FamRZ 2011, 791 Rn. 20 mwN). Für die Übergangszeit ist auch die Zeit von der Trennung bis zurScheidung zu berücksichtigen, soweit hier - etwa nach Ablauf des sog. Trennungsjahres - aufgrund der Umstände des Einzelfalls bereits dem nachehelichen Unterhalt entsprechende Anforderungen an die Erwerbsobliegenheit des Unterhaltsberechtigten bestehen.
ee) Soweit die Betreuung des Kindes auf andere Weise
sichergestellt oder in einer kindgerechten Einrichtung möglich ist,
kann einer Erwerbsobliegenheit des betreuenden Elternteils
schließlich - teilweise - entgegenstehen, dass die von ihm daneben
zu leistende Betreuung und Erziehung des Kindes zu einer
überobligationsmäßigen Belastung führen kann (Senatsurteile BGHZ
180, 170 = FamRZ 2009, 770 Rn. 31; BGHZ 177, 272 = FamRZ 2008, 1739
Rn. 99 und vom 21. April 2010 - XII ZR 134/08 - FamRZ 2010, 1050).
Dabei ist unter anderem zu berücksichtigen, dass am Morgen oder am
späten Nachmit-tag und Abend regelmäßig weitere Erziehungs- und
Betreuungsleistungen zu erbringen sind, die je nach dem
individuellen Betreuungsbedarf des Kindes oder der Kinder in
unterschiedlichem Umfang anfallen können. Zwar wird der dem Kind zu
leistenden Betreuung nach der gesetzlichen Konzeption durch eine
Entlastung des betreuenden Elternteils von der Barunterhaltspflicht
Rechnung getragen (§ 1606 Abs. 3 Satz 2 BGB). Diese Wirkung wird
indessen bei der Bedarfsbemessung nach Quoten teilweise dadurch
aufgehoben, dass der betreuende Elternteil bei Vorwegabzug des
Kindesunterhalts über eine Redu-zierung seines Unterhalts im
wirtschaftlichen Ergebnis einen Teil des Barunter-halts mit zu
tragen hat. Die vom Gesetz angeordnete Billigkeitsabwägung nach §
1570 Abs. 1 Satz 2, 3 BGB lässt Raum für eine Einbeziehung dieses
Umstands unter dem Gesichtspunkt einer gerechten Lastenverteilung
zwischen unterhaltsberechtigtem und unterhaltspflichtigem
Elternteil im Einzelfall.
b) Das Berufungsgericht hat diese Grundsätze im Ausgangspunkt
beachtet und ist bei der Bemessung der die Antragsgegnerin
treffenden Erwerbsobliegenheit davon jedenfalls nicht zum Nachteil
des Antragstellers (als Revisi-onskläger) abgewichen. Nach der
zutreffenden Auffassung des Berufungsgerichts gebieten kindbezogene
Gründe eine Verlängerung des Betreuungsunterhalts.
aa) Nach den Feststellungen des Berufungsgerichts besuchen alle
drei Kinder die Schule und kommen in der Regel am frühen Nachmittag
oder am Nachmittag aus der Schule. Damit hat das Berufungsgericht
in zulässiger Weise festgestellt, dass die Antragsgegnerin die
bestehenden Betreuungsmöglichkeiten ausgenutzt hat. Das wird von
der Revision auch nicht beanstandet.
bb) Im Hinblick auf die kindbezogenen Gründe macht die Revision
geltend, das Berufungsgericht habe sich nicht damit
auseinandergesetzt, welches Kind in welchem zeitlichen Umfang und
aus welchen Gründen bei den Hausaufgaben betreut werden müsse. Die
als Begründung für die Hausaufgabenunterstützung des jüngsten
Sohnes herangezogene psychische Erkrankung habe es gerade als nicht
nachgewiesen erachtet. Auch dies stellt das vom Beru-fungsgericht
gefundene Ergebnis aber nicht in Frage. Das
Berufungsgericht hat hier neben dem verbleibenden Betreuungsbedarf
für die drei Kinder auf die sportlichen Aktivitäten der beiden
Söhne abgestellt, die wegen des unzureichenden öffentlichen
Nahverkehrs von der Antragsgegnerin gefahren werden müssten. Damit
hat es in zulässiger Weise einen nach der Schule bestehenden
besonderen Betreuungsbedarf der Kinder berücksichtigt. Bei den
Aktivitäten im Sportverein konnte das Berufungsgericht auch davon
ausgehen, dass im Regelfall an der während des Zusammenlebens
praktizierten Organisation festgehalten werden kann, zumal den
Kindern danach in Anbetracht des unzureichenden Nahverkehrs im
ländlichen Gebiet auch noch nicht zuzumuten ist, die Fahrten
selbständig durchzuführen. Entgegen der Auffassung der Revision war
hier auch nicht zu verlangen, dass die Kinder ihren Sport vor Ort
oder an einem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbaren Ort
wahrnehmen. Ein Missverhältnis zu der durch die Betreuung
gehinderten Erwerbstätigkeit entsteht in Anbetracht des vom
Berufungsgericht angenommenen zeitlichen Umfangs der von der
Antragsgegnerin zu leistenden Erwerbstätigkeit nicht. Soweit das
Berufungsgericht die von der Antragsgegnerin vorgetragene
Hausaufgabenbetreuung des jüngsten Sohnes akzeptiert hat, ist auch
dies nicht zu beanstanden. Dass ein zwölfjähriger Junge - wie die
Revision meint - in den Nachmittagsstunden nach Rückkehr aus der
Schule nach der Lebenserfahrung die Hausaufgaben selbständig
erledigen könne oder von den älteren Geschwistern Hilfe zu erwarten
habe, trifft jedenfalls als Erfahrungssatz nicht zu. Vielmehr ist
es revisionsrechtlich nicht zu beanstanden, dass das
Berufungsgericht insoweit dem Vortrag der Antragsgegnerin gefolgt
ist. Ob die vom Berufungsgericht getroffenen Feststellungen zur
Dauer der Betreuung letztendlich hinreichend genau sind oder nicht,
kann deswegen dahinstehen, weil die von ihm angenommene
Erwerbsobliegenheit und deren zeitlicher Umfang unter den Umständen
des vorliegenden Falles jedenfalls im Ergebnis ausreichend
sind.
cc) Das Berufungsgericht ist aufgrund der von ihm getroffenen Feststellungen zum Umfang der Betreuungsbedürftigkeit der Kinder davon ausgegan-gen, dass die Antragsgegnerin eine Erwerbstätigkeit im Umfang von 30 Wochenstunden ausüben könne. Sie könne lediglich eine Anstellung als ungelernte Kraft finden. Zusammen mit ihrer zeitlich flexiblen Tätigkeit als Klavier- und Rhythmiklehrerin könne sie ein monatliches Einkommen von brutto 1.200 €, netto 910 € sowie bereinigt um pauschale Werbungskosten 865 € erzielen. Damit hat das Berufungsgericht in zeitlicher Hinsicht jedenfalls keine zu geringen Anforderungen an die von der Antragsgegnerin in Anbetracht der Betreuung mögliche Tätigkeit gestellt.
dd) Das Berufungsgericht hat eine Erwerbsobliegenheit der
Antragsgegnerin bereits mit Rechtskraft der Scheidung eingreifen
lassen. Das ist für den Antragsteller als Revisionskläger günstig.
Dass das Berufungsgericht hier aufgrund der Trennungszeit von etwa
drei Jahren bis zur Rechtskraft der Schei-dung der Antragsgegnerin
keine weitere Übergangszeit zugestanden hat, steht auch mit den zum
gestuften Übergang dargestellten Grundsätzen im Einklang.
ee) Schließlich fällt im vorliegenden Fall auch der
Gesichtspunkt der überobligationsmäßigen Belastung ins Gewicht.
Denn es ist zu beachten, dass die Antragsgegnerin mit einer
Erwerbstätigkeit von 30 Wochenstunden neben der Betreuung von drei
Kindern trotz des Alters der Kinder erheblich belastet ist und
diese Belastung durch die Befreiung vom Barunterhalt bei
gleichzeitiger Bemessung des Ehegattenunterhalts nach Quoten - wie
ausgeführt - nur unzureichend aufgewogen wird. Das verdeutlicht,
dass der vom Berufungsgericht angenommene Umfang der
Erwerbsobliegenheit im Ergebnis jedenfalls nicht zu gering
ausgefallen ist."
Ausführlich zum Thema BETREUUNGSUNTERHALT